Jede Stadt hat ihre Geschichte, jedes Haus und jede Familie hat die seine. Die Entwicklung der "Bettlade" verbindet sich jedoch eng mit der Stadt. Sie beginnt im Jahr 1828, als sich ein Bäckermeister hier einrichtet, um seine Zuckerbrezeln und Kimmichlaible zu verkaufen. Zu der Zeit war die Haltestelle der Pferdepost ganz in der Nachbarschaft, dort, wo sich heute die Postmetzgerei befindet, und der Wochenmarkt fand stets zu beiden Seiten der jetzigen Hauptstraße statt. Vielleicht sah der rührige Bäckermeister hier seine Chance. Er bemühte sich 1834 um die Konzession für den Ausschank von Weinen. Bald war der "Bäka-Maier" ein Mittelpunkt bürgerlicher Gastlichkeit.
Das Revolutionsjahr 1848 ging an Heidenheim nicht spurlos vorbei. Es wurde viel debattiert und "politisiert" auch in diesen Räumen. Da dieser geheime Kriegsrat aber nicht für alle Ohren bestimmt war, wurden die Sitzungen ins obere Stockwerk verlegt, in die Wohnstube des Wirts. Der Raum war natürlich bald zu klein. Kurz entschlossen öffnete man eben die Tür zum daneben gelegenen Schlafzimmer, und die Spätkommer mussten von der Bettkante aus der Versammlung folgen. Ein Betthupferl der besonderen Art: Schokoladenpräsent mit Nougatfüllung Genaueres berichten die Chronisten nicht darüber, vielleicht haben sich die Bequemeren einen Stammplatz am oder gar im Bett gesichert, um auf ihre Art an der Besprechung teilzunehmen.
Auf jeden Fall sprach sich schnell in der kleinen Stadt herum, dass die Versammlungen teilweise im Schlafzimmer gehalten werden und mit seiner maßlosen Fantasie hieß wahrscheinlich nicht viel später der neueste Stadtklatsch "Sie halten ihre Versammlungen in der Bettlad oder gar im Bett ab", und wenn man einen von ihnen zur Sitzung eilen sah, sagten sich die Heidenheimer immer: "Er got en d'Bettlad." Lange als die "Politiker" nicht mehr tagten und die "Bettlad" bereits zu einer angesehenen Weinstube geworden war, hat sich diese Redewendung noch erhalten und gab oft Anlass zu gewollten und ungewollten Missverständnissen.
Das Haus wird jetzt schon im sechsten Jahrzehnt als Konditorei-Café von Familie Sonnleitner geführt. Seit Oktober 1994 ist der Betrieb unter der Leitung von Andrea Böhm. 1848 war die Bettlad sicher noch derb schwäbisch. Auf Geschirr, Getränkekarte und am Eingang wird sie heute als Himmelbett dargestellt - sprichwörtlich - ein Kaffeehimmel für die Gäste.